Dementsprechend mit gemischten Gefühlen entstand ein Abschiedsgeschenk mit Herz bzw. ein Herz. ;)
Bevor dieses Herz überreicht wurde, las ich folgende ganz persönliche Geschichte vor:
Wie
die Spuren in das Herz kommen
Mitten
in einem prächtigen Wald stand, umringt von herrlichen Bäumen, ein
kleiner Baumstumpf. Jemand hatte ihn abgesägt und stehen lassen. Als
Louis ihn sah riss er sich sofort von meiner Hand los und rannte hin.
Prompt saß er mit dem Hintern auf dem abgesägten Baumstamm und
lächelte. Mit dem Finger fuhr er eine Furche nach, die wie eine
Narbe wirkte.
„Papa,
Mama...das sieht aus wie eine Wunde“, rief er.
„ Ja
du hast Recht“, bemerkten wir und sahen ihn uns an.
Daniel
ging zu seinem Bulli und kam mit Werkzeug zurück, um den Stamm
behutsam aus der Erde zu lösen und ihn mitzunehmen.
Fasziniert
von dem Werkzeug und der Arbeit fragte der Kleine:
„
Papa, was machst
du da? „
„
Wir nehmen den
Stamm mit .“
„
Aber der hat doch
eine Wunde und Flecken“, bemängelte er.
Ich
lächelte unseren Sohn an und erklärte ihm, dass wir ihn genau
deshalb mitnehmen.
Weil
er nicht perfekt ist und ihn Niemand anderer haben wolle.
Endlich
mit dem Fundstück angekommen, nervte ich meinen Mann mit der Idee
mithilfe der Kettensäge ein Herz daraus zu sägen. Ich war wirklich
überzeugend, denn er tat es. ;)
Als
er fertig war, wuchteten wir unser Herz die Treppe hinauf und
stellten es mitten in unsere Wohnung.
Die
Kinder sahen sofort die „Narbe“ und Kratzer und ehrlich wie
Kinder sind sagten sie:
“
Das ist aber
nicht so schön.“
„Doch!“,sagte
ich. „Gerade das finde ich toll. Es ist wie im echten Leben.“
Natürlich
verstanden nicht alle, was ich damit meinte, und hakten nach.
„
Naja, jeder
Mensch, der dir in deinem Leben begegnet, hinterlässt Spuren in
deinem Herzen.
Wenn
man jeden Tag im Kindergarten mit seiner Erzieherin verbringt, sie
dir hilft und dir viele Dinge beibringt, dann beginnst du sie lieb
zu haben. Und das, was sie dir beigebracht hat, behältst du ein
Leben lang.“
Carina,
Jason und Dean, die den Kindergarten auch besucht hatten, nickten
zustimmend.
„
Louis, ich geh`
heute noch gerne den Kindergarten besuchen“, sagte Dean. „Und
ich kann mich noch an ganz viele tolle Sachen erinnern“, sagte
Carina.
Jason
schmunzelte.“ Und ich fand es immer total blöd, dass ich malen und
basteln musste. Aber heute male ich super gerne. Das ist auch Schuld
vom Kindergarten, glaub ich. Find` ich aber gut.“
Auch
ich erinnerte mich an die vielen lieben Menschen und Situationen aus
der Zeit, in der dieser Kindergarten unsere Kinder und auch uns
begleitet hat und begann zu weinen.
Auf
die Frage, ob ich traurig sei sagte ich: „ Ja. Ich bin traurig,
aber auch glücklich.“
„
Was für ein
Quatsch, Mama. Man kann doch nicht beides sein. Und warum überhaupt?!
„
Doch man kann
beides sein“, erklärte ich. „ Ich bin traurig, weil nun der
letzte „Kleine“ von euch groß wird und den Kindergarten verlässt
und somit auch wir. Auch ich habe in den Jahren die Erzieherinnen
und den Pfarrer kennengelernt und lieb gewonnen. Sie haben uns
geholfen und waren immer für uns da.
Und
glücklich bin ich darüber, dass wir diese Menschen kennengelernt
haben und sie sich um
euch
gekümmert haben.“
Bei
dem einen oder anderen blitzte auch ein Tränchen im Auge.
„
Mama, dann haben
diese Menschen ja auch in deinem Herzen Spuren hinterlassen“,
sagte Dean.
„Und
bei den jetzigen Schulanfängern auch.“
Als
ich zu dem Holzherz schaute, sah ich, dass während des Gesprächs
mit jeder Erinnerung die erzählt und jeder Träne, die floss
weitere Kerben und Flecken auftauchten.
Ich
zeigte es den Kindern und sie staunten.
Als
Louis dann von seinen Freunden erzählte, beobachteten wir, wie die
Namen der Kinder erschienen und nach und nach ein paar Blüten hoch
rankten.
„
Mama!!! So kommen
die Spuren also in das Herz!!!!“, rief Louis.
Und
ich sagte ihm, dass er Recht habe und jede Begegnung (egal wie kurz)
, jeder traurige und auch jeder schöne Moment Spuren hinterlässt,
die ein Leben lang bleiben.
Und
nichts hinterlässt größere Spuren als die Liebe.
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