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Dienstag, 23. Juni 2015

Mein letztes Abschiedsgeschenk für den Kindergarten

Letzte Woche verabschiedete ich mich nach ca.9 Jahren (plusminus) von dem Kindergarten, der unsere Kinder und die Familie immer begleitet hat.
Dementsprechend mit gemischten Gefühlen entstand ein Abschiedsgeschenk mit Herz bzw. ein Herz. ;)


Bevor dieses Herz überreicht wurde, las ich folgende ganz persönliche Geschichte vor:

Wie die Spuren in das Herz kommen

Mitten in einem prächtigen Wald stand, umringt von herrlichen Bäumen, ein kleiner Baumstumpf. Jemand hatte ihn abgesägt und stehen lassen. Als Louis ihn sah riss er sich sofort von meiner Hand los und rannte hin. Prompt saß er mit dem Hintern auf dem abgesägten Baumstamm und lächelte. Mit dem Finger fuhr er eine Furche nach, die wie eine Narbe wirkte.
Papa, Mama...das sieht aus wie eine Wunde“, rief er.
Ja du hast Recht“, bemerkten wir und sahen ihn uns an.
Daniel ging zu seinem Bulli und kam mit Werkzeug zurück, um den Stamm behutsam aus der Erde zu lösen und ihn mitzunehmen.
Fasziniert von dem Werkzeug und der Arbeit fragte der Kleine:
Papa, was machst du da? „
Wir nehmen den Stamm mit .“
Aber der hat doch eine Wunde und Flecken“, bemängelte er.
Ich lächelte unseren Sohn an und erklärte ihm, dass wir ihn genau deshalb mitnehmen.
Weil er nicht perfekt ist und ihn Niemand anderer haben wolle.
Endlich mit dem Fundstück angekommen, nervte ich meinen Mann mit der Idee mithilfe der Kettensäge ein Herz daraus zu sägen. Ich war wirklich überzeugend, denn er tat es. ;)
Als er fertig war, wuchteten wir unser Herz die Treppe hinauf und stellten es mitten in unsere Wohnung.
Die Kinder sahen sofort die „Narbe“ und Kratzer und ehrlich wie Kinder sind sagten sie:
Das ist aber nicht so schön.“
Doch!“,sagte ich. „Gerade das finde ich toll. Es ist wie im echten Leben.“
Natürlich verstanden nicht alle, was ich damit meinte, und hakten nach.
Naja, jeder Mensch, der dir in deinem Leben begegnet, hinterlässt Spuren in deinem Herzen.
Wenn man jeden Tag im Kindergarten mit seiner Erzieherin verbringt, sie dir hilft und dir viele Dinge beibringt, dann beginnst du sie lieb zu haben. Und das, was sie dir beigebracht hat, behältst du ein Leben lang.“
Carina, Jason und Dean, die den Kindergarten auch besucht hatten, nickten zustimmend.
Louis, ich geh` heute noch gerne den Kindergarten besuchen“, sagte Dean. „Und ich kann mich noch an ganz viele tolle Sachen erinnern“, sagte Carina.
Jason schmunzelte.“ Und ich fand es immer total blöd, dass ich malen und basteln musste. Aber heute male ich super gerne. Das ist auch Schuld vom Kindergarten, glaub ich. Find` ich aber gut.“
Auch ich erinnerte mich an die vielen lieben Menschen und Situationen aus der Zeit, in der dieser Kindergarten unsere Kinder und auch uns begleitet hat und begann zu weinen.
Auf die Frage, ob ich traurig sei sagte ich: „ Ja. Ich bin traurig, aber auch glücklich.“
Was für ein Quatsch, Mama. Man kann doch nicht beides sein. Und warum überhaupt?!
Doch man kann beides sein“, erklärte ich. „ Ich bin traurig, weil nun der letzte „Kleine“ von euch groß wird und den Kindergarten verlässt und somit auch wir. Auch ich habe in den Jahren die Erzieherinnen und den Pfarrer kennengelernt und lieb gewonnen. Sie haben uns geholfen und waren immer für uns da.

Und glücklich bin ich darüber, dass wir diese Menschen kennengelernt haben und sie sich um
euch gekümmert haben.“
Bei dem einen oder anderen blitzte auch ein Tränchen im Auge.
Mama, dann haben diese Menschen ja auch in deinem Herzen Spuren hinterlassen“, sagte Dean.
Und bei den jetzigen Schulanfängern auch.“
Als ich zu dem Holzherz schaute, sah ich, dass während des Gesprächs mit jeder Erinnerung die erzählt und jeder Träne, die floss weitere Kerben und Flecken auftauchten.
Ich zeigte es den Kindern und sie staunten.
Als Louis dann von seinen Freunden erzählte, beobachteten wir, wie die Namen der Kinder erschienen und nach und nach ein paar Blüten hoch rankten.
Mama!!! So kommen die Spuren also in das Herz!!!!“, rief Louis.
Und ich sagte ihm, dass er Recht habe und jede Begegnung (egal wie kurz) , jeder traurige und auch jeder schöne Moment Spuren hinterlässt, die ein Leben lang bleiben.
Und nichts hinterlässt größere Spuren als die Liebe.


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